Instrumente spielen – ohne Noten?

Das gegenwärtige Notensystem der Musik ist eine recht neuzeitliche Entwicklung. Es ist eine besondere spezialisierte Sprache wie die moderne Algebra der Mathematiker. Es ist extrem nützlich, um Musikstücke für andere reproduzierbar zu machen und größere Orchester in die Lage zu versetzen, komplexe Stücke so aufzuführen, wie es der Komponist geplant hat.

Höchste Komplexität in kurzer Zeit zu erreichen widerspricht aber der Beziehung des Menschen zur Musik.

Wer nur immer wieder die selben Stücke, wie sie ein Komponist  ausgedacht, hat „fehlerfrei“ aufführt, kommt sich irgendwann mehr als Handwerker denn als Künstler vor, oder im Extremfall als menschlicher MP3-Player.

Auch viele gefeierte Superstars der Musikszene sind geistig und körperlich gescheitert, weil sie trotz ungeheurem Talent dem Diktat von auf Dauer unerfüllbaren Erwartungen von Fans und Managern gefolgt sind, anstatt ihre persönliche Beziehung zur Musik zur Vollkommenheit zu entwickeln.

Es gibt natürlich immer einige Details bei denen die Unterstützung erfahrener Lehrer und Musiker unverzichtbar ist . Wenn man wirklich lernen will, wie man bestimmte Techniken so ausführt, wie es das Publikum auf der Bühne und im Studio gewohnt ist zu hören , muss man schon in einige Stunden mit Anleitung von Profis investieren. In der Regel gilt, das durchschnittlich begabte Musiker um die 500 Übungsstunden brauchen um ein Instrument auf mittlerem Niveau zu beherrschen. Zehn Prozent davon sollte man professionelle Anleitung in Anspruch nehmen. Das hat aber noch wenig mit eigenständiger Kreativität zu tun , und verdirbt bei persönlicher Überforderung schnell den Spaß an der Musik. Daher lieber mit unbefangener Improvisation loslegen , und Kreativität vor der Perfektion entwickeln.  Es gibt jede Menge studierter Musiker, die nie ein eigenes Stück entwickelt haben, weil sie überzeugt wurden, das sei die Aufgabe von Komponisten und Produzenten.